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Variomatiktest Beverly 350

Getreu dem Motto "da geht noch was" nahm man sich bei Wahner's Motoshop (WMS) den neuen Piaggio 350ccm Motor, eingebaut im Beverly Sport Touring, vor. Zwar sind die technischen Daten im Prospekt als auch bei der ersten Probefahrt schon überzeugend, doch schon kurz nach der Markteinführung warten die traditionellen Tuningschmieden mit den ersten Produkten zur Leistungssteigerung auf.

 

Erster Schritt beim Tuning eines Automatikrollers ist die Optimierung bzw. der Austausch der Variomatik. Die Vorteile liegen auf der Hand. Der Einbau ist auch vom Laien relativ einfach durchzuführen, die Kosten liegen im überschaubaren Rahmen, die Zuverlässigkeit der Maschine leidet in der Regel nicht und die ganze Sache lässt sich bei Bedarf auch jederzeit wieder schnell zurückbauen.

Im aktuellen Test vergleicht WMS auf dem hauseigenen Amerschläger P4 Leistungsprüfstand die Sportvariatoren von Malossi und Polini mit dem Original. Als Testfahrzeug dient ein fabrikneuer Piaggio Beverly 350 Sport Touring aus dem WMS-Fundus.

 

Beide Sportvariatoren sind im Lieferumfang vergleichbar. Getauscht wird die vordere, bewegliche Riemenscheibe samt Rollensatz und die Gegendruckfeder des hinteren Wandlers. Die Anzahl der Rollen bleibt bei den originalen 8 Stück, weshalb beide Hersteller auch die originale Anlaufscheibe beibehalten können. Bei Malossi liegen noch 4 neue Gleitstücke für die Anlaufscheibe bei, welche bei Polini bei Bedarf als Piaggio-Originalersatzteil separat zugekauft werden müssen.

 

Sofort nach dem Auspacken fällt der augenscheinlich gravierendste Unterschied zur Originalvario auf: Die mit Fett geschmierten Gleithülsen von Malossi und Polini. Während beim Original der Rollenbehälter trocken auf der in Messingbuchsen gelagerten Hülse gleitet, beherbergen die Sportvariatoren eine Fettfüllung zur Schmierung der Gleithülse. Um ein Austreten des Schmiermittels zu verhindern, sind beidseitig Wellendichtringe angebracht. Polini geht an dieser Stelle sogar noch einen Schritt weiter. So verfügt der Polini-Variator zusätzlich noch über ein patentiertes System, welches mittels einem Drahtfederring stets für eine gleichmäßige Verteilung des Fetts sorgt. Durch diese Schmierungssysteme garantieren beide Sportvariatoren ein einwandfreies Schalten auch unter extremen Bedingungen und konstant über viele Kilometer hinweg.

 

Der Einbau ist relativ einfach und nicht besonders zeitintensiv, da der Variomatikdeckel beim Piaggio Beverly 350 erfreulich leicht zugänglich ist. Zur Montage, insbesondere dem Anzug der Variomutter und Getriebeeingangswellenschraube mit korrektem Drehmoment, sollte unbedingt ein Drehmomentschlüssel und das entsprechende Blockierwerkzeug vorhanden sein. Ein Arbeiten mit dem Schlagschrauber kann hier kapitale Motorschäden zur Folge haben! Beim Einbau der Gegendruckfeder kann auf Spezialwerkzeug verzichtet werden sofern man noch zwei zusätzliche helfende Hände zur Verfügung hat. Ein gleichzeitiges Zusammendrücken der großen Gegendruckfeder und Aufsetzen der Flachmutter ist alleine mit bloßen Händen praktisch kaum möglich.

 

Die Messungen auf dem Prüfstand bestätigen die ersten „Popometer“-Eindrücke. Besonders im Bereich zwischen 40 und 90km/h bieten beide Variatoren deutlich mehr Beschleunigung und Elastizität. So liegen beim Polini-Variator bei 40km/h etwas über 4 PS mehr am Hinterrad an. Bei Malossi ist der Verlauf nicht ganz so extrem, doch dafür deutlich gleichmäßiger. Bis ca. 80km/h liegen bei Malossi immer mehr als 2-3PS im Vergleich zum Originalvariator an. Ab 90km/h sind die Unterschiede dann nicht mehr so groß, denn hier macht die originale Leistungskurve einen Sprung um knapp 1 PS nach oben. Entsprechend nähern sich die beiden Kurven der Sportvariatoren dem Original an. Während sich die Polini-Kurve beinahe mit dem Original deckt, liegt Malossi nahezu konstant 1PS darüber, bis der Drehzahlbegrenzer dem Spaß bei ca. 9.200 U/min ein Ende bereitet.

Die auf dem Prüfstand erzielten Höchstgeschwindigkeiten bei Abregeldrehzahl liegen mit 2-5km/h nur minimal über dem Serienzustand. In der Praxis dürfte dies nur in Extremfällen merkbar sein, denn der Prüfstand kennt z.B. keinen Luftwiderstand. Exakte Messungen auf der Straße konnten hierzu witterungsbedingt (Anfang Februar) leider nicht durchgeführt werden.

 

Unterm Strich ist die Multivar 2000 von Malossi unser Testsieger, denn sie bietet über den gesamten Geschwindigkeitsbereich einen deutlichen und vor allen Dingen gleichmäßigen Leistungszuwachs. Wem es nicht nur auf die letzten PS hinter dem Komma ankommt, der wird jedoch auch mit dem Polini Hi-Speed Variator glücklich werden. Im Vergleich zum Original bietet dieser bis 95km/h immer noch ein deutliches Plus an Leistung, kommt dabei aber mit weniger Drehzahl und folglich auch weniger Spritverbrauch als Malossi aus.

 

 

Gewicht Rollenbehälter + Gleithülse

Beiliegende Rollen

Pmax am Hinterrad

Vmax bei Abregeldrehzahl

UVP des Herstellers

(incl. 19% Mwst.)

Piaggio

913g

25x16mm (8 Stück) á 16g

24,4PS bei 7.361 U/min

154,0 km/h

53,32 €

Polini Hi-Speed

865g

25x16mm (8 Stück) á 12g

25,3PS bei 7.550 U/min

156,6 km/h

171,36 €

Malossi Multivar 2000

942g

25x16mm (8 Stück) á 10g

25,9PS bei 7.800 U/min

159,1 km/h

179,08 €

 

Anmerkung zu den Leistungsangaben: Sämtliche Leistungsangaben beziehen sich auf die gemessene Leistungsabgabe am Hinterrad. Eine Messung der Motorleistung an der Kurbelwelle ist bei Automatikrollern mit Keilriemenantrieb in fahrfertigem Zustand nicht möglich! Im aktuellen Test ist eine solche Messung aber auch unerheblich, da die „eigentliche“ Leistung an der Kurbelwelle nicht verändert, sondern nur die Arbeitsweise des Sekundärantriebs optimiert wurde.

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